Der 59. Spandauer Eispokal des SCS wurde wie gewohnt für Finns und O-Jollen ausgerichtet. Mit 21 Meldungen bei den Finns und 23 bei den O-Jollen war eigentlich jedem klar, dass es eng auf dem Grundstück des SSC wird. Da das aber niemanden zu organisatorischen Schritten verleitete bahnte sich das selbstorganisierte Chaos seinen Weg übers Gelände und irgendwie fand dann doch jeder sein Plätzchen für Boot, Trailer und Wohnmobil bzw. Auto.
An Geselligkeit mangelte es in der Finnszene Ost noch nie und so ging es bereits Freitagabend im Fahrerlager kräftig zur Sache.

Der Samstag empfing uns mit dem vorhergesagten, schwächlichen Wind. Das hinderte die Wettfahrtleitung aber nicht daran, das gesamte Feld auslaufen zu lassen und es 20 min über die ölglatten Nebenarme der Havel auf den Tegeler See zu schleppen. Dort wurde dann wider besseren Wissens nach 30 min ungeduldigen Wartens das erste Rennen gestartet. Die Felder der Finns und O-Jollen trieben daraufhin bei 0 – 3 kn Wind innerhalb der folgenden 50 min eine Runde (von geplanten 3 ½) um den Kurs, wobei mal hier, mal dort eine kleine Böe einzelne Boote von aussichtslosen Positionen auf vordere Plätze beförderte, während andere gut platziert zusehen durften, wie sie im Öl stehend ans Ende des Feldes zurückfielen. Eine Partie Kniffel kann kaum spannender sein.
Auf die den Abbruch dieses Glückspiels fordernden Rufe am Leegate reagierte die Wettfahrtleitung leider nicht und ließ uns nochmal 25 min eine Kreuz zur Luvtonne treiben um dort das Rennen allen Ernstes verkürzt zu werten! Marek Jarocki wurde als erster über die Linie getrieben, gefolgt von Jürgen Kraft und meiner Person, dahinter Thommy Schulz und Patrick Frind.
Auf die daraufhin am Schiff der Wettfahrtleitung vorgetragene Beschwerde kam die Antwort „Hättet Ihr lieber zwei Stunden auf dem See rumgestanden?“. Ja, hätten wir! Und zwar ohne dabei gewertet zu werden. Es sollte schließlich die Berliner Meisterschaft der Finns (und die der O-Jollen) ausgesegelt werden und keine Yardstick-Spaßregatta.
Die Kritik nahm sich der Wettfahrtleiter dann zu Herzen und ließ uns erst einmal in der wohligen Sonne eine Stunde warten, in der aber auch nicht der kleinste Hauch übers Wasser strich. Dann setzte sich ein passabler Westwind durch, der zwar auch nicht Bedingungen der Klassenregeln nach mindestens 5 kn durchgehendem Wind über die gesamte Regattabahn erfüllte, aber in Tegel ist man ja schon für annähernd segelbare Bedingungen dankbar.
Das zweite Rennen sah dann erneut Dank plötzlicher Winddreher und spontan einsetzenden Windfelder viele Positionswechsel, konnte aber nach der regulären Rundenzahl ordnungsgemäß beendet werden. Mark Bayer sicherte sich diesmal den Sieg knapp vor Marek und mir, gefolgt von Jürgen und Jan Meyer.
Da der Wind zum Nachmittag weiter nachlassen sollte, setzte die Wettfahrtleitung dem Übel ein Ende und schleppte uns wieder zum SSC. Dort ging „der gesellschaftliche Teil“ der Veranstaltung los bzw. weiter, denn die Frauen waren nicht untätig während wir auf dem Wasser waren. Abends gab es das traditionsgemäß sehr reichhaltige und leckere Buffet mit Freibier und so konnte die Ereignisse des Tages und wie man angemessen auf sie reagiert ausdiskutiert werden. (Im Gegensatz zu Mitdiskutanten bin ich der Meinung, dass man eine Wettfahrtleitung – selbstverständlich in angemessenem Ton – kritisieren darf und muss, denn nur durch Kritik findet Weiterentwicklung statt)
Am Sonntag folgte der Tragödie 2. Teil: Der Wind war wie vorhergesagt noch schwächer als am Vortag. Wir wurden wieder auf den spiegelglatten See geschleppt, um dort drei Startversuche und eine 3/4 Kursrunde zu absolvieren, bis die Wettfahrtleitung das Elend beendete und uns wieder zum SSC zurückbrachte.
Damit stand nach zwei Rennen zwar der Sieger der Regatta, aber nicht der Berliner Meister fest: Marek gewann vor Jürgen und mir. Zur Siegerehrung gab es die (immer noch reichlichen) Reste des Samstagabendbuffets und dann reiste der Regattatroß ab, die meisten direkt zum Klub am Rupenhorn, wo sie ihre Finns für das zwei Wochen später stattfindende Finnfinale abstellten.
Das Resümee:
Die Organisation der Stellplätze an Land könnte im Vorfeld verbessert werden.
Das Rahmenprogramm ist perfekt und sicherlich für viele mit ein Grund zu melden.
Die Wettfahrtleitung hat nach krasser Fehlentscheidung beim ersten Rennen dazugelernt und den Rest der Regatta so gut es das Wetter eben zuließ geleitet.
Den Tegeler See muss man ertragen können oder eben nicht hinfahren. Für mehr als 1,0-Ranglistenregatten taugt er aus meiner Sicht leider nicht. Aber das ist natürlich meine ganz persönliche Meinung.

Ahoi
fabian fl!nk lemmel
GER501

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