Wozu eigentlich einen Bericht schreiben dachte ich mir, gleich nachdem mich Claus darauf ansprach? Es waren doch ALLE da! 146 Meldungen und schlussendlich 126 Teilnehmende aus zwölf Nationen bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft 2023, ausgerichtet von den Jollenseglern Reichenau am Gnadensee (Bodensee). Ein rekordverdächtiges Starterfeld.
Warum also berichten? Ganz einfach, weil es eine geniale Meisterschaft in jeder Hinsicht war, weil die Reichenauer hervorragende Gastgeber waren, weil eben doch nicht alle da waren und ihr, Walter, Andrè, Thomas, Kai, Martin und einige andere echt was verpasst habt und wir euch wirklich vermisst haben. Und weil ich als drittbester Deutscher nun mal den „Berichtschreiberplatz“ innehabe. Nach meiner letzten IDM (2018) durfte ich als Gesamtdritter ja auch darüber berichten.
Fangen wir mit den Jollenseglern Reichenau (JSR) an: Da ist ein kleiner Verein mit 80 Mitgliedern, der sich dem Jollensegeln verschrieben hat, mit einem kleinen Clubhaus und einem Startschiff, und der ob der ständigen wachsenden Meldezahl zur IDM bestimmt irgendwann so richtig nach Luft geschnappt hat. Aber, wenn man „Kerle“ wie Andreas „Bollo“ Bollongino oder Christian „Leo“ Leonards – der eine „Organisationschef“ und der andere Wettfahrleiter – in seinen Reihen hat, dazu viele Helfer an Land und auf dem Wasser, eine Gemeinde und einen Hafenmeister, die gemeinsam an einem Strang ziehen, dann finden sich Lösungen, die alle glücklich und zufrieden machen. Nicht selbstverständlich auch bei „Speis und Trank“: von den Feuerkartoffeln, über die Salate, die Burger vom „Bütezettel“, die Pastaparty oder das Bauernbuffet… täglich wurde aufs Beste für unser leibliches Wohl. Die tägliche Getränke- und Kuchenbar stand ebenso hoch im Kurs, wie das „Neoprenbier“ nach den Rennen. Fast alles „handmade by JSR“ und ohne externes Catering. Selbst die Jugendgruppe und die Eltern der Opti-Trainingsgruppe engagierten sich. Chapeau!
Die erfahrene Wettfahrtleitung hatte an allen vier Regattatagen mit insgesamt 9 Läufen bewiesen, dass sie ihr Revier kennt und dass sie „Regatta“ absolut kann. Auf die einzelnen Läufe werde ich hier nicht eingehen, wer dabei war konnte sich davon überzeugen, wie anspruchsvoll die Segelei bei böigem, drehendem, teils schwer zu lesendem Wind war. Taktik und Strategie mussten ständig angepasst werden, so mancher lernte, dass die strikte Einhaltung von taktischen Grundregeln auf der Kreuz – sprich möglichst lange bzw. zuerst den Streckbug segeln – nicht immer und in jeder Situation zum Erfolg führte. Stimmts Jürgen 😉?
Nochmals herzliche Gratulation ans Podium, Christoph (SUI 5), Jürgen (GER 8) und Michael (AUT 7). Ihr seid sehr gut gesegelt und es blieb spannend bis zum Schluss. Alle Ergebnisse sind in Mange2sail zu finden. Glückwunsch aber auch allen anderen „älteren“ Recken, welche bei Kälte und teils kräftigen Winden durchgehalten haben. Schließlich gab es auch manche Kenterung und es war teilweise so viel Wind, dass die Flagge „O“ und „Free pumping“ bei vielen für ordentlichen Muskelkater sorgte. Da waren die jungen Wilden – welch Freude, doch recht viele von ihnen im Feld gehabt zu haben – dann etwas im Vorteil gegenüber uns älteren Semestern.
Besonders freute mich auch, alte Freunde wie Roman Teply (CEZ 5) und einen meiner Konkurrenten aus OK- und Finn-Zeiten von vor mehr als vier Jahrzehnten wiedergesehen zu haben. Und Roman hat mit Platz 4 nach wohl 17 Jahren „Finnsegel-Abstinenz“ richtig aufgetrumpft.
Am Ende des Tages bzw. auch nach dieser bis zum letzten Rennen spannenden Meisterschaft, zeigte sich somit erneut, wie wertvoll auch die über Jahre gemachten Erfahrungen in unserer Bootsklasse sind.
Für die gesunde Rekonvaleszenz schenkten uns die Gastgeber bei der Siegerehrung noch eine sehr gut gefüllte Kiste mit Reichenauer Gemüse und starteten dann die Abschlussparty mit super Livemusik von „Groove at Work“ bis in die Nacht. Dabei wurden auch einige Muskeln wieder locker getanzt, stimmts Ingo 😉?
Nach und nach leerte sich dann am Sonntagvormittag die große Wiese. Es ging für die meisten nach Hause, doch einzelne machten sich direkt auf den Weg nach Griechenland zur Masters-WM. Wir drücken die Daumen.
Und die Hamburger haben uns für die nächste IDM bei ihnen versprochen, genauso engagierte Gastgeber wie die Reichenauer zu sein. Wir sind schon gespannt und freuen uns auf das Aufeinandertreffen im hohen Norden.
Peter Ganzert
GER-15
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