Der diesjährige Schweriner Herbst-Cup war wie immer für fünf Klassen ausgeschrieben. Die O-Jollen bekamen nur drei Meldungen zustande und die 15er-Jollenkreuzer garkeine. Die 20er-Jollenkreuzer hatten zumindest vier, die Yxilons sieben Meldungen und durften damit starten. Mit 22 Meldungen, von denen 20 an den Start gingen stellten die Finns das stärkste Feld.
Die Windprognose war nicht berauschend, aber da diesen Sommer so gut wie keine Vorhersage stimmte, machten wir uns aus Berlin auf den Weg zum Schweriner Yacht-Club. Der Empfang war gewohnt unspektakulär: Viele reisten erst am Samstagmorgen an, es gibt keine Gastronomie, aber wenigstens waren Gelände und Sanitärräume (noch) nicht abgeschlossen. Dafür wartete die Schweriner Altstadt mit etlichen netten, kleinen Restaurants auf und wer sich zwischen stark alkoholisierter Dorfjugend wohl fühlt, konnte danach noch das Stadtfest besuchen.
Am Samstagmorgen dann erstmal ein spiegelglatter See bei wolkenfreiem Himmel zur Steuermannsbesprechung. Der Dreieckskurs wurde als „Olympischer Kurs“ angekündigt (Zeitreise in die 1980er?) und eine Startverschiebung an Land bis zum Einsetzen des Thermikwindes am Mittag verkündet. Der setzte dann auch pünktlich um 1130h ein und so liefen wir bei 2-4 kn und sonnigen 30 Grad aus in Richtung Regattagebiet. Dort hatten sich inzwischen recht stabile 5-7 kn aufgebaut, die aber bis die Bahnmarken gelegt waren wieder auf 4-5 kn heruntergingen.
Trotzdem wurden erst die 20er, dann die Yxis, dann wir gestartet und es konnte zumindest eine Startkreuz bei ausreichend starkem und stabilem Wind gesegelt werden. Mit lokaler Finesse erreichte Hermann Heide vom SYC als Erster die Luvmarke, ich rundete als Zweiter und danach kam recht kompakt das Hauptfeld mit viel Geschrei bei der Rundung. So ging es auf den Vorwindkurs des „Olympischen Dreiecks“, auf dem der Wind bereits streifig wurde und nachließ. Ich halste oft, um möglichst viele Windstriche mitzunehmen, Hermann vertraute dagegen auf den kürzesten Weg, im dicht darauffolgenden Feld sah man ebenfalls beide Taktiken. An der Leemarke hatte ich Hermann eingeholt und rundete mit Innenposition als Erster.
Die zweite Kreuz hatte dann kaum noch 5 kn Wind für uns, die Dreher wurden größer, ebenso die Flautenlöcher zwischen die Windstrichen. Ich konnte meine Führung gegen Hermann verteidigen, dahinter hatte sich Jan etwas vom Rest des Feldes abgesetzt und rundete als Dritter. Nun ging es aufs Dreieck (?), den bei leichtem Wind im Finn langweiligsten Kurs. Dank eines letzten Windfeldes konnten wir drei uns etwas vom Hauptfeld absetzen, jedoch drehte der Wind um 40 grad nach links, was den Kurs zum Halbwind und den nächsten Schenkel zum Vorwindkurs machte. Bei nur noch 2-4 kn wurde mal hier, mal dort einer von uns Dreien von einem letzten Hauch vorgeschoben und so rundeten wir in unveränderter, aber knapper Reihenfolge die letzte Leemarke.
Dank der Winddrehung waren die letzten 300 m zum Ziel fast ein Anlieger und so fuhr ich erst einmal auf Steuerbordbug weiter. Während mich das Bahnmarkenboot lauthals des Pumpens beschuldigte um dann mit Vollgas an mir vorbei zum Ziel zu rasen wendeten Hermann und Jan hinter mir unbemerkt zu einem Holeschlag. Als ich mental wieder beim Renngeschehen war hatten sie sich bereits um 50 m nach Luv verholt. Ich hätte sofort zu ihnen nach oben ziehen und sie absichern müssen, dachte aber auch so noch knapp am Zielschiff vor ihnen die Linie kreuzen zu können. Diese Fehleinschätzung rächte sich als ich in einem weiteren Windloch stecken blieb, während die beiden mit einem kleinen Windfeld in Luv an mir vorbeizogen und Hermann als Erster, Jan als Zweiter vor mir ins Ziel gingen. Was für ein Anfängerfehler! Meiner Laune war erst einmal dahin.
Nachdem sich das Feld ins Ziel gehungert hatte schlief der Wind komplett ein und wachte auch nicht mehr auf. Nach einer Stunde warten beendete die Wettfahrleitung das Sonnenbaden und wir wurden gegen 1500h in den Hafen geschleppt. Wer einen gefüllten Kühlschrank im Wohnmobil hatte, konnte sich mit einem kleinen Snack stärken, dem Rest blieb nur das kühlende Bad im herrlich frischen See.
1 ½ Stunden später gab es dann erste kühle Getränke vom Veranstalter, wobei entgegen den üblichen Gepflogenheiten in der Finnklasse das Pils kaum angenommen wurde, dafür das alkoholfreie Radler um so gefragter war. Bei inzwischen über 30 grad waren auch Schattenplätze sehr beliebt. Parallel wurde der Grill angeschmissen und so gab es nach einer weiteren Stunde Bratwürste, Nackensteaks und Hühnerbrüste mit Kartoffel- und Gurkensalat. Die Gulaschsuppe blieb aufgrund der Hitze fast unangetastet, Vegetarier und Veganer hatten eher schlechte Karten. Man saß gesellig zusammen bis gegen 1800h der Grill abgebaut und die Bar mangels Getränken geschlossen wurde.
Für den Rest des Abends waren wir wieder auf die Wohnmobilkühlschränke angewiesen. Ich weiß nicht, ob es am fehlenden Getränkenachschub lag oder an der auslaugenden Hitze des Tages, aber die meisten von uns gingen relativ früh schlafen.
Der Sonntagmorgen zeigte sich wie der Samstag: Sonnig und ohne Wind. Nach einem Frühstück beim Bäcker in der Altstadt (eine Frühstückskultur scheint es weder beim Schweriner Yacht-Club, noch in Form von Frühstückscafés in Schwerin zugeben) wurde am Flaggenmast wieder Startverschiebung an Land signalisiert. Leider wurde dann aber nicht wie am Vortag die Mittagsbrise abgewartet, sondern schon um 1100h die Regatta für beendet erklärt! Eine Stunde später waren die Boote verladen und so fand bereits um 1200h die Siegerehrung statt, während sich auf dem Wasser der Wind analog des Vortages aufgebaut hatte. Zumindest der Versuch eines weiteren Rennes wäre möglich gewesen.
Man kann die Entscheidung der Wettfahrtleitung in Frage stellen, bei den schwachen Windbedingungen am Samstag ein Rennen durchgezogen zu haben. Um so unverständlicher ist jedoch die Entscheidung bei den gleichen Bedingungen am Sonntag bereits vormittags abzubrechen. Ein Schelm, wer das mit den Platzierungen in Verbindung bringt.
Aber etwas Gutes hatte das frühe Regattaende immerhin: Wir waren rechtzeitig zurück in Berlin um den Sieg der deutschen Basketballer bei der WM in voller Länge miterleben zu können.
Für die Windbedingungen kann keiner etwas, der See hat das Potential für tolle Regatten, das Vereinsgelände ebenso, nur beim Rahmenprogramm und Service ist noch Luft nach oben.
Ahoi
fabian fl!nk lemmel
GER501
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