Die Warnemünder Woche 2022 startete für die Finns am 8. Juli und endete am 10. Juli 2022. Drei Tage sollte also gesegelt und bis zu 8 Wettfahrten durchgeführt werden. Ich (als Kieler Sprotte) liebe ja dieses Revier, welches , ähnlich wie Travemünde, an der offenen Ostsee liegt. Der Unterschied zu Travemünde ist allerdings, dass sich bei westlichen Winden eine hohe Dünung aufbaut, die gerade im Finn für mächtig Spaß sorgt, wenn es denn raumschots oder vor dem Wind abwärts geht.
Der Blick am ersten Segeltag ging dann auch, wie gewohnt, zwischen den Molenköpfen hindurch auf die offene See. Mächtige Wellenberge und Gischt klatschten gegen die Molen und natürlich hatten wir westliche Winde. Der Wetterbericht hatte eine gute 5 Bft. vorausgesagt – na, das wird ja mächtigen Spaß geben!
Erster Start sollte dann gegen 13.00 Uhr sein.
Der ein oder andere Finnsegler zauderte, ob er sich das antun oder eher einen gemütlichen Hafentag machen wollte. Denn, dass das eine heiße Nummer werden würde, war jedem klar. Und so entschlossen sich von den angetretenen 11 Finnies dann nur 7 für ein Auslaufen. Ich selbst war dabei, hatte mir aber vorgenommen, gleich wieder die Nase Richtung Hafen zu stecken, wenn es mir zu haarig würde.
Zunächst war alles gut und ich kam gut mit der Welle klar. Der Wind hatte sich auf 4 – 5 Bft eingependelt. Aber die Welle war schon mächtig. Es ging etwa 1 sm weit raus auf die offene See zur Regattabahn. Wir segelten ja mit den OKs auf einer Bahn – zuerst gingen die Finns raus.
Der 1. Start erfolgte dann pünktlich. Die Kreuz zur Tn. 1 war doch schon sehr anstrengend. Über eine Ablauftonne ging es raumschots zu einer verzogenen Tn.2 , um den hinter uns startenden OKs aus dem Kinken zu gehen und danach zu einem Tor. Gerade die Raumschots- und Vorwindstrecken brachten richtig Spaß; das war was für den Finn. Teilweise wurde das Boot so schnell, dass das Segel einfiel. Nach der 3. Kreuz ging es dann direkt ins Ziel.
So brachte ich denn meinen Finn die ersten beiden Wettfahrten ganz gut über den Parcour, wurde einmal 4. und einmal 3. Michael und Fabian machten das Rennen weit vor mir unter sich aus. Hinter mir wurde auch verbissen gekämpft. Kenterungen? Ja, die gab´s auch. Mich hatte es zweimal erwischt. Aber Begleitboote waren schnell zugegen und boten ihre Hilfe an.
Die 3. Wettfahrt hatte es dann schon mehr in sich. Der Wind briste stark auf und ging auf gute 6 Bft. (22 Knoten). Und auch die Welle zeigte sich um einiges höher. Abbrechen , in den Hafen zurücksegeln oder Zähne zusammen beißen, Augen zu und durch. Jeder im Boot trifft die Entscheidung für sich selbst. Und ich entschied mich, diese Wettfahrt zu segeln. Geschweige von dem Kraftakt auf der Kreuz war es doch ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Das Schönste war die nicht enden wollende Gleitfahrt vor dem Wind auf den „Turbowellen“ vor Warnemünde. Ich kam dann als 3. ins Ziel, hinter Fabian und Michael.
Dann auf der Rückfahrt zum Hafen noch einmal kräftig Gas geben und mit achterlichem Wind und Wellen Richtung Molenköpfe. Die Wettfahrtleitung hatte zwar vor Auslaufen gewarnt, gerade am südlichen Molenkopf vorsichtig zu sein, wegen der dortigen Kreuzseen – aber, hatte ich das vergessen? War ich evtl. zu erschöpft oder durch die rauschende Fahrt auf den Wellen zu abgelenkt? – Wie auch immer, es erwischte mich genau zwischen den Molenköpfen und ich ging baden. Mein Finn schwamm mit dem Schwert nach oben mitten in der Zufahrt. Fährschiffe? Gott sei Dank kein Verkehr!
Gleich zwei Begleitboote kümmerten sich um mich und mein Boot. Zweimal bekam ich mein Boot selbst wieder aufgerichtet, aber immer wieder ging es über Stag. Dann trieb es sogar so schnell mit den Wellen und der dort herrschenden Strömung ab, so dass ich kam nicht mehr hinterher kam. Die Besatzungen der Begleitboote fanden auch nicht unbedingt eine Möglichkeit, meine Kiste in durchgekentertem Zustand wieder aufzurichten – denn wo will man da anfassen und letztendlich machten die Wellen alle Versuche zunichte.
Ich sah mein Boot schon an der nördlichen Mole zerschellen, als mir doch noch sehr beeindruckend, rasant und entschlossen Hilfe geleistet wurde. Plötzlich, wie aus dem Nichts, fuhr eine OK-Jolle unmittelbar neben mir, der völlig resigniert im Wasser trieb, einen Aufschießer. Es war Andre Budzien. Er zog mich in sein Boot und sagte:“ Du fährst mein Boot jetzt vorsichtig nach Hause und ich kümmere mich um Deinen Finn“. Mit einem Hechtsprung stürzte er sich dann in die schäumende See, kraulte zu meinem Boot, richtete es kurzerhand auf, zog sich hinein und fuhr dann meine Kiste in Richtung Hafen. Alle Achtung!
An dieser Stelle nochmals meinen herzlichsten Dank an Dich, Andre, für Deine schnelle Hilfe in dieser engen Situation. Das werde ich nie vergessen!
Ich hingegen saß nun das 1. Mal in einer OK-Jolle und brachte dieses kleine schnittige Boot sicher nach Hause.
An Land merkte ich, wie meine Knie doch recht weich waren … war es die Aufregung von eben oder war es die Anstrengung des heutigen Segeltages? Wohl beides…
Abends wurde es dann im Lokschuppen gemütlich. Es gab feines Segleressen und natürlich auch das verdiente „Kühle Blonde“. Eigentlich wollte ich früh in die Koje, aber die Stimmung und die Unterhaltung war doch zu nett und so wurde es doch spät.
Am 2. und 3. Segeltag waren Winde um die 6-7 Bft (max 35 kn) angesagt und da entschloss sich die Wettfahrtleitung, nicht mehr zu starten.
Das hielt natürlich Fabian, Jan und Dirk nicht davon ab, in der kochenden See vor Warnemünde „Just for Fun“ den einen oder anderen Trainingsschlag zu machen. Wo hat man schon solch eine herrliche Welle…
Ich hingegen machte es mir an Land gemütlich – mein 1. Segeltag war noch zu frisch in Erinnerung, als dass ich mich gleich wieder in die Welle hätte hinausstürzen wollen.
Am Sonntag gab´s die obligatorische Siegerehrung. Und die ist in Warnemünde dann auch einzigartig. Neben den Urkunden für jeden teilnehmenden Finn-Segler, wurden die besten 3 aufs Siegertreppchen gerufen und bekamen „Medaillen“. Fabian als 1.Plazierter bekam die Goldmedaille, Michael die silberne und meine Wenigkeit die bronzene Medaille. Es war schon ein witziges und auch schönes Gefühl, da oben auf dem Podest zu stehen.
Mit der Organisation der Warnemünder Regatta war ich sehr zufrieden. Die Stellplätze der WoMos und auch die Trailerfrage waren dieses Mal von den Warmenündern hervorragend geregelt. Für die WoMos aller Teilnehmer war auf der Mittelmole eine Zone abgesperrt worden – so war es kein Problem, einen Stellplatz zu bekommen. Die Trailer konnten ebenso auf der Mittelmole stehen. Auch das Be- und Entladen der Boote klappte wie am Schnürchen, die Einweiser und eingeteilten Sevicekräfte waren freundlich und kompetent.
Fazit: Auch wenn es sehr stürmisch zuging – ich komme gerne wieder nach Warnemünde. Ein tolles Revier.
Ralf-Udo Lemke (GER 103)
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